Jeden Herbst stellen sich Autofahrer in ganz Europa dieselbe Frage: Wann ist der richtige Zeitpunkt, auf Winterreifen zu wechseln? Nicht erst beim ersten Schneefall – entscheidend ist der Temperaturabfall. Wer rechtzeitig umstellt, fährt deutlich sicherer.
Die wichtige 7-Grad-Regel: Warum Sommerreifen bei Kälte versagen
Unter 7 °C verhärtet die Gummimischung von Sommerreifen spürbar. Die Haftung lässt nach, Bremswege werden länger – selbst auf trockener Fahrbahn. Tests von ADAC und TÜV zeigen deutlich:
Bei 0 °C benötigt ein Auto mit Sommerreifen auf nasser Straße aus 80 km/h bis zu 12 Meter mehr Bremsweg als mit Winterreifen. Drei Wagenlängen Unterschied – oft entscheidend dafür, ob man rechtzeitig zum Stehen kommt.
Daher empfehlen Reifenhersteller und Sicherheitsexperten weltweit die 7-Grad-Regel: Wechseln Sie auf Winterreifen, sobald die durchschnittlichen Tagestemperaturen mehrere Tage in Folge unter 7 °C liegen. Viele nutzen dafür das letzte Oktoberwochenende (Umstellung auf Winterzeit).
Wann genau sollten Sie in Ihrer Region wechseln?
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Stadtverkehr: Straßen werden schneller geräumt; oft reicht ein etwas späterer Wechsel.
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Landstraßen & Berge: Hier treten Frost, Raureif und Glätte früher auf.
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Früher Arbeitsweg: Wer vor dem Winterdienst unterwegs ist, sollte früher wechseln.
Achten Sie insbesondere auf nächtliche Tiefstwerte und lokale Glättewarnungen.
Ist der Wechsel auf Winterreifen in Europa Pflicht?
In Europa gibt es keine einheitliche Pflicht, die Regeln unterscheiden sich deutlich. Meist gelten sie situativ bei winterlichen Bedingungen. Auch ohne gesetzliche Vorgabe kann es versicherungsrechtliche Folgen haben, wenn man bei Schnee oder Frost mit Sommerreifen verunfallt.
Gesetzliche Vorgaben und das 3PMSF-Symbol
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Land / Gruppe |
Regel |
Zeitraum / Bedingung |
Mindestprofiltiefe |
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Deutschland |
Situative Winterreifenpflicht |
Bei Eis, Schnee, Schneematsch, Glatteis |
Empfehlung: 4 mm |
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Österreich |
Pflicht |
1.11.–15.04. |
4 mm |
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Schweden |
Pflicht bei winterlichen Bedingungen |
1.12.–31.03. |
3 mm (5 mm empfohlen) |
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Finnland, Norwegen |
Pflicht |
1.11.–Ostermontag |
3 mm |
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Tschechien |
Pflicht bei winterlichen Bedingungen |
1.11.–31.03. |
4 mm |
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Frankreich |
Pflicht in ausgewiesenen Bergregionen |
1.11.–31.03. |
3.5–4 mm |
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Italien, Schweiz, Spanien |
Nur auf ausgeschilderten Strecken |
Situativ |
4 mm |
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Belgien, Niederlande, UK, Irland, Polen, Ungarn, Portugal |
Keine Pflicht |
– |
EU-Minimum 1.6 mm |
Wichtig: In praktisch allen Ländern mit Vorschrift müssen die Reifen das 3PMSF-Symbol tragen. Das alte M+S-Symbol allein wird vielerorts nicht mehr anerkannt (z. B. Deutschland seit Oktober 2024).
Winterreifen oder Ganzjahresreifen – was ist besser?
Ganzjahresreifen eignen sich für milde Regionen. Bei echtem Winterwetter (Frost, Schnee, Eis) bieten Winterreifen jedoch deutlich kürzere Bremswege und bessere Seitenführung.
Unter 0 °C oder bei regelmäßigen Schneefahrten sind Winterreifen klar die sicherere und oft auch gesetzlich richtige Wahl.
Wann sollten Winterreifen ersetzt werden?
Auch bei saisonaler Nutzung altern Winterreifen. Prüfen Sie sie vor jedem Herbst auf Risse, Alterung und Profil.
Empfohlene Profiltiefe für sichere Winterfahrten
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Gesetzliche Vorgabe in vielen Ländern: 4 mm
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Empfehlung für optimale Sicherheit: mindestens 5 mm
Unterhalb von 5 mm verlieren Lamellen und Profilblöcke ihre volle Winterwirkung.
(EU-Mindestprofil für alle Reifen: 1.6 mm.)
Tipps: Auto winterfit machen

Reifenluftdruck im Winter prüfen
Mit jedem Temperaturabfall von 10 °C sinkt der Reifendruck um etwa 0,1 bar. Daher im Winter mindestens einmal im Monat prüfen.
Motor korrekt warmlaufen lassen
Moderne Motoren müssen nicht im Stand warmlaufen. 30–60 Sekunden reichen, danach schonend fahren.
Schnee vom Auto entfernen
Achten Sie darauf, Ihr Auto vollständig von Schnee zu befreien – besonders das Dach. Herunterrutschender Schnee auf die Windschutzscheibe verursacht jedes Jahr Unfälle. Lesen Sie dazu auch den Leitfaden Schnee richtig vom Auto entfernen.
Winterreifen im Sommer nutzen
Warum das problematisch ist, erfahren Sie im Artikel Winterreifen im Sommer nutzen.
Häufige Fehler beim Umrüsten auf Winterreifen
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Auf Schnee warten statt der 7-Grad-Regel folgen
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Nur zwei Winterreifen montieren (gefährlich und oft illegal)
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Radbolzen nach 50–100 km nicht nachziehen
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Winterreifen über den Sommer fahren (hoher Verschleiß)
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Keine Achsvermessung / kein Auswuchten beim Reifenwechsel
FAQ – die meistgesuchten Fragen
Ab welcher Temperatur sollte man auf Winterreifen wechseln?
Unter 7 °C durchschnittlicher Tagestemperatur.
Ist Fahren mit Sommerreifen im Winter gefährlich?
Ja, der Bremsweg kann sich bei 0 °C um 12 Meter oder mehr verlängern.
Kann man Winterreifen das ganze Jahr fahren?
Möglich, aber nicht sinnvoll: höherer Verschleiß, mehr Verbrauch, schlechtere Haftung über 7 °C.
Wie lange halten Winterreifen?
In der Regel 4–6 Winter, abhängig von Laufleistung und Lagerung.
Ersetzen Ganzjahresreifen echte Winterreifen?
Nur in Regionen mit milden Wintern. Bei Frost und Schnee sind Winterreifen überlegen.
Welche Profiltiefe ist sicher im Winter?
Beste Sicherheit ab 5 mm, gesetzlich meist 4 mm für Winterreifen.
Reichen zwei Winterreifen statt vier?
Nein – instabiles Fahrverhalten, in vielen Ländern verboten.
Müssen Reifen beim Wechsel ausgewuchtet werden?
Ja, bei jedem Montieren eines anderen Radsatzes.
Verbessern Winterreifen den Bremsweg wirklich?
Ja – bei Kälte, Nässe, Schnee und Eis oft um mehrere Meter.
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